Superbowl Sunday.
Ich kann nicht anders als ein bisschen aufseufzen in Vorfreude auf den späteren Abend. Alleine wegen der letzten Jahre, in denen dieses Ereignis mich regelmäßig verzückt hat. Aber es ist gar nicht mal der sportlichen Wettkampf um die Trophähe, der mich schon jetzt frohlocken lässt:
Als außenstehender Fan hat das Drumherum mir tolle Stunden beschert. Über Hotwings, Beer Pong und beiläufiger Fachsimpelei hatte ich beste Gesellschaft und Unterhaltung in lockerer Atmosphäre. Auch heute Abend wird der Superbowl für mich wieder nicht mit der Hymne in Andacht, sondern mit Hopfen in Aluminium beginnen.
Für den Sportfan in mir wäre so etwas undenkbar. Ich könnte unmöglich mit Flip Flops und Grillzange in der Hand auflaufen, wenn mein Team sein größtes Spiel macht. Ich wäre zu nervös für das Drumherum, geschweige denn Gedanken an Essen oder andere irrelevante Nebensächlichkeiten zu verschwenden. Ich würde die Schale des Events zerfetzen und von mir schütteln, um den Kern der Sache – das Spiel, und nur das Spiel – mit Laser-Fokus und Presslufthammer-Puls zu verfolgen.
Was als Außenstehender als Komfortzone wirkt, wird zu lästiger, nervtötender Verpackung, wenn man echtes Interesse am Sportlichen hat. Ich denke, es geht hier einfach darum, ob man sich im Kern gerne von der Sache ablenken lässt oder nicht.
Selbes gilt für die Werbung, deren extremste Ausläufer ich heute ausnahmsweise im Englischen Original zu hören und sehen bekommen werde. Hierbei fällt mir zunehmend auf, wie sehr die Spitze des Kapitalismus auf Ablenkung zielt: Probiert einfach mal, nur anhand der Werbung zu erraten, um welches Produkt es sich hier eigentlich handelt. Es ist schlichtweg lächerlich.
Aber ich schätze, ich werde genau deswegen dabei heute Abend einen Heidenspaß haben. Ich werde mich voll auf den Witz und Esprit von kreativen Marketingköpfen konzentrieren können. Denn die Spots kommen ähnlich wie das Spiel von einem von vornerein verlorenen, für mich uninteressanten Posten.
Weil ich eh keines der Produkte kaufen werde. Und weil die Patriots gegen die Eagles spielen und meine Packers zuschauen so wie ich. Und weil der Kern der Sache für mich heute zum Beispiel in der Frage liegt, ob wir die Hotwings hier heute abend wirklich gleichwertig ersetzen können durch Nuggets. Ich freu mich drauf.
Denn so oder so: Wenn einem der Kern egal ist, kann die Schale verdammt lecker sein.